Neues aus der Branche

 

Was gibt es Neues aus der Branche der Lebensmittelverpackungen? Hier informieren wir Sie über Trends und Entwicklungen.


Tethered Caps: Umweltfreundliche Innovation oder Verbraucherfrustration?

Die neuen, sogenannten Tethered Caps, Foto: GVM
Die neuen, sogenannten Tethered Caps, Foto: GVM

2. September 2024 | Ab Juli 2024 müssen gemäß EU-Richtlinien alle Einwegplastikflaschen mit fest verbundenen Verschlusskappen, sogenannten „Tethered Caps“, ausgestattet sein. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Menge an Plastikabfällen zu reduzieren und die Recyclingquoten zu erhöhen. Die fest verbundenen Verschlüsse sollen verhindern, dass die Kappen verloren gehen und so die Umwelt belasten. Dies ist Teil der umfassenden Bemühungen der EU, den Plastikverbrauch zu verringern und das Recycling zu fördern. 

 

Doch trotz der positiven Absicht stößt die neue Regelung auf Kritik. Verbraucher bemängeln die Handhabung der Verschlüsse, die sich als umständlich erweisen kann: Die Kappen sind oft schwer zu öffnen und zu schließen, was zu Frustration führt. Es ist zudem zu bezweifeln, ob die Maßnahme tatsächlich zu einer Reduktion des Litterings führt. Hierzulande gelangen wenige Verschlüsse in die Umwelt, da das bestehende Pfandsystem bereits sehr gut funktioniert und der weit überwiegende Teil der Verschlüsse mit der Flasche zurückgegeben wird. Der größte Vorteil der „Tethered Caps“ liegt noch darin, dass die Gewindehälse der Flaschen kürzer und damit die Flaschen leichter werden können. Kritiker sehen in der Einführung von Tethered Caps eher einen symbolischen Akt, der wenig zur Lösung des Problems beiträgt, jedoch hohe Kosten für die Industrie verursacht. 

 

Quelle: https://www.euwid-recycling.de/news/wirtschaft/kritiker-zweifeln-an-nutzen-fest-angebundener-flaschendeckel-070824/

 


Mehrwegquote bei Getränken: Leichtes Plus

Die Pfandpflicht gilt in Deutschland für diverse Getränkeflaschen und -dosen, Foto: GVM
Die Pfandpflicht gilt in Deutschland für diverse Getränkeflaschen und -dosen, Foto: GVM

2. September 2024 | 2022 stieg in Deutschland der Verbrauch von Wässern und Erfrischungsgetränken, bedingt durch den langen, warmen Sommer und die Aufhebung der Corona-Beschränkungen. Der Außer-Haus-Konsum normalisierte sich, was die Verkaufszahlen ankurbelte. Die Mehrwegquote erhöhte sich nur leicht im Vergleich zum Vorjahr. 

 

Ein bedeutender Schritt war die Ausweitung der Pfandpflicht ab 2022, die nun auch Getränke wie Säfte und Spirituosen erfasst, soweit sie in Einweg-Kunststoffflaschen oder Getränkedosen abgefüllt sind. Ab 2024 werden zudem Milchgetränke einbezogen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Mehrwegquote langfristig zu steigern. Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die Quote in den kommenden Jahren entwickelt. 

 

Quelle: GVM (Veröffentlichung bevorstehend): Bundesweite Erhebung von Daten zum Verbrauch von Getränken in Mehrweggetränkeverpackungen in Deutschland- Bezugsjahr 2022, Herausgeber: Umweltbundesamt, Dessau-Roslau  


AVU-Verpackungsmonitor 2024: Viele Verbraucher*innen achten auf Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit

2. September 2024 | Die Allianz Verpackung und Umwelt hat im Rahmen des Verpackungsmonitors Ergebnisse einer Verbraucherbefragung durch YouGov veröffentlicht. Für mehr als 6 von 10 Verbrauchern sind Nachhaltigkeit (62 %) und Recyclingfähigkeit (67 %) einer Verpackung bei der Kaufentscheidung wichtig. 41 % der Verbraucher sind bereit, einen Aufpreis von bis zu 5 % für nachhaltigere Verpackungen zu zahlen. Die Altersgruppe 18-34 Jahre ist eher bereit, höhere Preise zu zahlen, als die Altersgruppen ab 35 Jahren.  

 

Ein Engpassfaktor für höhere Recyclingquoten ist die Mülltrennung im Haushalt. Nur 70 % der 18-34-jährigen hält die Mülltrennung für wichtig. In der Gesamtbevölkerung sind es 81 %. 3 von 10 Verbrauchern kaufen regelmäßig unverpackte Produkte, um Verpackungen zu vermeiden. Vor allem Obst und Gemüse sowie Backwaren werden häufig oder sehr häufig unverpackt gekauft. Eher selten unverpackt gekauft werden Müsli, Nudeln und Reis oder Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel.   

 

Quelle: https://www.avu-online.de/wp-content/uploads/2024/07/AVU-Verpackungsmonitor-11-Juli-24-2.pdf

 


15 Mio. Tonnen CO2 durch Verpackungsrecycling eingespart

2. September 2024 | Die Kreislaufführung von Verpackungen spart Ressourcen. Der Ersatz von Primärmaterial durch recycelte Verpackungen hat 2022 nach Berechnungen des ifeu Instituts 15 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente eingespart.  

Dafür wurde der gesamte Prozess von der Packmittelherstellung bis zur Sortierung und Aufbereitung zum Sekundärmaterial ökobilanziell bewertet. Im letzten Schritt wird die Substitution von Primärmaterialien gutgeschrieben. Dabei wurde auch ein möglicher Materialabbau durch Recycling berücksichtigt.  

Der Recyclingnutzen ist der prozentuale Anteil der Treibhausgasminderung durch das Recycling im Verhältnis zu den Umweltlasten der Material- und Verpackungsproduktion, des Transports und der Verwertung. 

Die Anrechnung des Recyclingnutzens verändert die Treibhausgasbilanz der Verpackung. Je nach Recyclingrate werden unterschiedlich hohe Gutschriften vergeben. Den größten Recyclingnutzen haben Aluminium und Glasverpackungen. Der Recyclingnutzen von Kunststoffverpackungen betrug 2022 47 %. Der Engpassfaktor ist hier insbesondere die Recyclingzuführung.  

 

Quelle: https://www.avu-online.de/wp-content/uploads/2024/07/Nicolas-Caye_-Ergebnisse-des-AVU-Verpackungsmonitors-2024.pdf

 


Recyclingquote von Kunststoffverpackungen gestiegen

2. September 2024 | Die Quote der stofflichen Verwertung von Verpackungen in Deutschland betrug 2022 74,6 %. Das geht aus Ergebnissen der GVM hervor, die im AVU-Verpackungsmonitor veröffentlicht wurden.  

Die Recyclingquote für den Gesamtverbrauch von Verpackungen ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 0,5 Prozentpunkte angestiegen.  

Die Recyclingquote von Kunststoffverpackungen hat sich 2022 deutlich erhöht (+2,4 %-Punkte). 65,9 % der Kunststoffverpackungen wurden stofflich verwertet. Gründe für den Anstieg ist der steigende Anteil hochgradig recyclingfähiger Kunststoffverpackungen sowie die höheren Quotenanforderungen an die dualen Systeme.  

 

Quelle: GVM (Veröffentlichung bevorstehend): Aufkommen und Verwertung von Verpackungsabfällen in Deutschland im Jahr 2022, Herausgeber: Umweltbundesamt, Dessau-Roslau 


Verpackungsverbrauch gesunken

2. September 2024 | Das Verpackungsaufkommen in Deutschland ist 2022 auf 19,0 Mio. t Verpackungen gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang um 3,4 % bzw. 0,6 Mio. Tonnen. Das Verpackungsaufkommen geht über alle Materialfraktionen zurück. Der Rückgang des Verpackungsaufkommens im Jahr 2022 ist auch auf konjunkturelle Effekte zurückzuführen. Diese gingen mit Inflation, sinkenden Realeinkommen und Konsumzurückhaltung einher. Gewerblich anfallende Verpackungen machten 2022 54 % aller Verpackungen aus. Auf den privaten Endverbrauch entfällt der kleinere Teil des Verpackungsaufkommens (46 %).  

 

3,2 Mio. Kunststoffverpackungen wurden 2022 verbraucht. Damit machen Kunststoffverpackungen 17 % des Gesamtverbrauchs aus. PPK-Verpackungen (inkl. Verbunde) machen mit 8,4 Mio. Tonnen 44 % des Gesamtverbrauchs aus.  

Weitergehende Ergebnisse zum Verpackungsverbrauch werden auf der Website des Umweltbundesamts veröffentlicht.  

 

Quelle: GVM (Veröffentlichung bevorstehend): Aufkommen und Verwertung von Verpackungsabfällen in Deutschland im Jahr 2022, Herausgeber: Umweltbundesamt, Dessau-Roslau 


April 2024: Leichte Verbesserung im Geschäftsklima des Verpackungssektors

Foto: GVM
Foto: GVM

27. Juni 2024 | Im April 2024 zeigte der Verpackungssektor eine leichte Verbesserung des Geschäftsklimas, wie aus dem aktuellen ifo-Geschäftsklimaindex hervorgeht. Besonders im Bereich Papier und Kartonagen gab es positive Entwicklungen. Der Auftragsbestand stieg erstmals seit Monaten, was auf eine stabile Nachfrage zurückzuführen ist. Die Unternehmen planen, ihre Produktion in den kommenden Monaten zu erhöhen, während die Preisniveaus stabil bleiben sollen.

 

Im Kunststoffbereich setzte sich der positive Trend fort, trotz schwacher Auslandsnachfrage. Die Stimmung verbesserte sich und es gibt Hoffnungssignale für die kommenden Monate. Die Produktion blieb konstant und die Lagerbestände wurden teilweise erhöht.

 

Im Glasbereich sind die Erwartungen weniger pessimistisch, aber die aktuelle Lage bleibt aufgrund rückläufiger Neuaufträge angespannt. Die Exporterwartungen sind konstant, aber die Unzufriedenheit mit dem Auftragsbestand ist weiterhin hoch.

Die Holzverpackungsindustrie verzeichnete ebenfalls eine leichte Verbesserung, bleibt jedoch durch hohe Lagerbestände und rückläufige Produktion belastet. Die Erwartungen sind nach wie vor pessimistisch, aber erste vorsichtige Preiserhöhungen werden erwogen.

 

Auch im Metallbereich zeigte sich eine leichte Verbesserung, obwohl die Nachfrage weiterhin schwach ist und die Verkaufspreise unter Druck stehen. Die Unternehmen beurteilen die aktuelle Lage als schwierig, hoffen jedoch auf eine Stabilisierung der Preise in den kommenden Monaten.

Insgesamt zeigt der Verpackungssektor eine vorsichtige Aufwärtsbewegung, trotz bestehender Herausforderungen. Die Unternehmen passen ihre Produktion und Lagerbestände an und setzen auf eine Stabilisierung der Preise und eine Verbesserung der Auftragslage in naher Zukunft.


Vermeidungsziele in der EU-Verpackungsverordnung PPWR

 

27. Juni 2024 | Im Frühjahr 2024 wurde der Trilog zum Entwurf der EU-Verpackungsverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation, PPWR) beendet. Der Ständige Ausschuss und das EU-Parlament haben dem Entwurf im März bzw. April 2024 zugestimmt. Die endgültige Fassung der PPWR soll im Herbst 2024 vom neuen Parlament verabschiedet werden.

 

Der Entwurf sieht unter anderem ein quantitatives Vermeidungsziel von 5 Prozent des Verpackungsverbrauchs pro Kopf vor, im Vergleich zum Bezugsjahr 2018. Darüber hinaus gibt es ein spezielles Reduktionsziel für Kunststoffverpackungen. 

Der Einfluss der einzelnen Maßnahmen der Verpackungsverordnung auf das Vermeidungsziel kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Dies liegt daran, dass nach der Verabschiedung der Verpackungsverordnung noch viele Punkte offen sind. So können viele Maßnahmen erst nach Verabschiedung der delegierten Rechtsakte bewertet werden. 

 

Auch der Beitrag der Mehrweg-Zielquoten lässt sich nur schwer quantifizieren. Hier bleibt insbesondere abzuwarten, wie sich die vorgesehenen Ausnahmen im Bereich der Getränkeverpackungen (z.B. Recyclingquoten und Unternehmenspools) auswirken werden.  

 

Deutschland wird seine Vermeidungsziele auch ohne PPWR-Maßnahmen erreichen. Denn beim Verpackungsverbrauch zeichnet sich eine Trendwende ab. Die Zeiten steigender Verpackungsabfälle in Deutschland sind endgültig vorbei. Sowohl äußere Umstände wie die Deindustrialisierung als auch die Optimierungsanstrengungen der beteiligten Akteure werden bis 2030 zu einer deutlichen Reduktion des Verpackungsverbrauchs führen. 

 

Die strikte Umsetzung einiger Maßnahmen, insb. der Rezyklateinsatzquoten in Kunststoffverpackungen, könnte diesem Trend entgegenwirken. Ohne Zulassungen von Rezyklaten für Lebensmittelverpackungen kommt eine solche Maßnahme einem Vermarktungsverbot von Kunststoffverpackungen gleich. Im Vergleich zu Kunststoffverpackungen haben viele Verpackungen aus anderen Materialien eine schlechtere Materialeffizienz. Das heißt, der Ersatz von Kunststoffverpackungen führt zu einem Anstieg des Verpackungsverbrauchs.  

 

Quellen: PPWR-Entwurf, GVM (2023): Materialeffizienz von Verpackungen im Vergleich


Mehrwegangebotspflicht in der Gastronomie: An der Umsetzung hapert es

Anteil von Mehrweg nach Stückzahl an ausgegebenen Speisen und Getränken in Deutschland 2023, Quelle: WWF, GVM (2024): Mehrweg in der deutschen Gastronomie – Ein Realitätscheck ein Jahr nach Einführung der Mehrwegangebotspflicht
Anteil von Mehrweg nach Stückzahl an ausgegebenen Speisen und Getränken in Deutschland 2023, Quelle: WWF, GVM (2024): Mehrweg in der deutschen Gastronomie – Ein Realitätscheck ein Jahr nach Einführung der Mehrwegangebotspflicht

27. Juni 2024 | Seit dem 1. Januar 2023 gilt die Mehrwegangebotspflicht in der Gastronomie. Diese Regelung verpflichtet Restaurants, Imbisse, Cafés und andere gastronomische Betriebe, neben Einwegverpackungen auch Mehrwegbehälter anzubieten. Ziel ist es, die Menge an Verpackungsmüll zu reduzieren.

 

Nach einem Jahr fällt die Bilanz gemischt aus: Zwar ist der Mehrweganteil 2023 im Vergleich zum Jahr vor der Mehrwegangebotspflicht um 0,8 Prozentpunkte auf 1,6 Prozent gestiegen, aber das erklärte Ziel, die Verpackungsflut deutlich zu reduzieren, wurde verfehlt. Im Jahr 2023 wurden rund 14,6 Milliarden Einwegverpackungen ausgegeben, eine Milliarde mehr als im Vorjahr. Demgegenüber standen 232 Millionen Speisen und Getränke in Mehrwegverpackungen. Trotz des Wachstums bleibt Mehrweg eine Randerscheinung im Gastronomiebereich.

 

Ein Hauptproblem ist die mangelnde Kontrolle und Durchsetzung der Mehrwegangebotspflicht. Viele Betriebe weisen ihre Kund*innen nicht aktiv auf die Mehrwegalternativen hin. Zudem nutzen viele Anbieter Papier- oder Aluminiumverpackungen als Alternative: diese Materialien fallen auch unter die Mehrwegangebotpflicht, wenn sie mit Kunststoff beschichtet sind. 

Ein weiteres Hindernis ist das geringe Interesse der Kund*innen an Mehrwegoptionen, da Bequemlichkeit oft über Nachhaltigkeit siegt. Viele Betriebe haben auch Schwierigkeiten, geeignete Mehrwegsysteme zu implementieren und die damit verbundenen logistischen Herausforderungen zu bewältigen.

Anteil von Mehrweg (MW) nach Stückzahl an ausgegebenen Speisen und Getränken in Deutschland 2023, Quelle: WWF, GVM (2024): Mehrweg in der deutschen Gastronomie – Ein Realitätscheck ein Jahr nach Einführung der Mehrwegangebotspflicht
Anteil von Mehrweg (MW) nach Stückzahl an ausgegebenen Speisen und Getränken in Deutschland 2023, Quelle: WWF, GVM (2024): Mehrweg in der deutschen Gastronomie – Ein Realitätscheck ein Jahr nach Einführung der Mehrwegangebotspflicht

Jokey und Remondis starten Closed-Loop-System im Lebensmittelbereich

Foto: GVM
Foto: GVM

27. Juni 2024 | Der Kunststoffspritzguss-Spezialist Jokey und der Umweltdienstleister Remondis arbeiten gemeinsam an einem innovativen Forschungsprojekt. Ziel ist es, praxistaugliche Prozesse für Polypropylen-Verpackungen aus dem gewerblichen Bereich zu entwickeln und für die Industrie zu skalieren. Beide Unternehmen streben an, recyceltes Polypropylen (rPP) herzustellen, das die Zulassungen europäischer und US-amerikanischer Behörden erhält. Seit 2022 forscht die Jokey Group unter wissenschaftlicher Begleitung an der Herstellung von rPP in Lebensmittelqualität. Remondis bringt seine langjährige Erfahrung im Recycling von PP und PE ein und verbessert kontinuierlich die Sortierung und Aufbereitung der Materialien.

 

In dieser Kooperation übernimmt Remondis die Sammlung, Rückführung und Sortierung von Lebensmittelverpackungen gewerblicher Endverbraucher. Diese Verpackungen werden mechanisch aufbereitet, um hochwertige Rezyklate zu gewinnen. Diese Rezyklate nutzt Jokey dann zur Produktion neuer Verpackungen. Durch diesen geschlossenen Wertstoffkreislauf, der ausschließlich aus Lebensmittelverpackungen besteht, wollen die beiden Unternehmen sicherstellen, dass aus recycelten Materialien wieder neue Food-Verpackungen hergestellt werden können.